Meine liebe Frau Zaugg,

Als Präsidentin des SBK sind Sie in der Öffentlichkeit eine Stimme für die Pflege. In Ihren Auftritten glaube ich das Herzblut für die Pflege zu sehen. Ich bin überzeugt, Sie glauben an uns Pflegende. An unser Können, unser Wissen und unsere Leistung.  Das verbindet uns. Um die Pflegenden zu unterstützen, haben Sie den Weg mit dem SBK gewählt. Ich habe mich entschieden, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Seit August 2016 gehe ich meinen Weg. Es ist meine Absicht, auch den SBK zu unterstützen, vor allem wenn es um die Pflegeinitiative geht.

Ich bin Pflegehexe (mein Pseudonym nennt es Pflegefachfrau) und arbeite seit meinem ersten Examen 2001), in verschiedenen Bereichen der Pflege. Immer da, wo sie passiert, bei den Menschen, die sie benötigen. Deshalb erlaube ich mir nun, Ihnen einige Gedanken zu ihrer Medienmitteilung vom 9.9.16 in Bezug auf den Fachkräftemangel mitzugeben.

Von meinen Kontakten mit ausgebildeten FaGes weiss ich, dass viele die Diplomausbildung nicht in Angriff nehmen, weil sie mit dem Lohn als Studierende ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können. Viele von ihnen haben nach Abschluss der Grundausbildung bereits einen eigenen Haushalt oder eine Familie gegründet. Da sind sie auf ein ausreichendes Salär angewiesen. So geht viel Potenzial verloren. Ich gebe Ihnen also absolut recht, wenn Sie hier eine Lösung fordern.

Schade finde ich, dass auch Sie nur sehr leise die Frage stellen, weshalb so viele Pflegefachpersonen ihren Beruf aufgeben. Oder anders formuliert: Was braucht es, damit sie im Beruf bleiben? Sicherlich sind da auch die Betriebe gefragt. Eine allzeit bereite in allen Schichten einsetzbare Pflegende kann nicht mehr erwartet werden. Ich bin überzeugt, dass eine Regelmässigkeit in aller Unregelmässigkeit machbar ist, wenn Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber den Mut dazu haben.

Ebenso darf die hohe physische und psychische Belastung nicht ausser Acht gelassen werden. Hier wären Unterstützungsangebote, die möglichst einfach zu nutzen sind, halte ich deshalb nicht nur für wünschenswert, sondern für notwendig.

Ich wünsche mir, dass Pflegende ihre Rolle im Gesundheitswesen selbstbewusst wahrnehmen und für sich einstehen. Zu viele lassen sich noch die Butter vom Brot  nehmen. So übernehmen sie Aufgaben, die nicht in ihren Bereich gehören. Dazu könnte ich Ihnen unzählige Beispiele liefern. Vom Schliessdienst bis zur Abwaschküche, die Pflege könnte doch noch… Dass diese „Zusatzaufgaben“ in keiner Stellenberechnung zu finden sind, ist selbstredend. Das funktioniert, solange wir Pflegenden es zulassen.

Sie tragen viel zum Bild von Pflegenden in der Öffentlichkeit bei. Helfen Sie mit, Pflegende zu stärken, damit diese sich und ihre Interessen vertreten, wo auch immer dies nötig ist.

Nun grüsse ich Sie ganz herzlich und wünsche Ihnen Gesundheit, sie ist das höchste Gut, das keiner kaufen kann.

 Ihre Madame Malevizia

 

Ps. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass dieser Brief, sowie eine Antwort auf meiner Homepage pflegehexe.ch veröffentlicht wird. 

 

Am 28. Dezember antwortete Helena Zaugg:

 

Liebe Madame Malevizia,

Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihren motivierenden und wertschätzenden Weihnachtsbrief. Das tut gut und gib Elan für neue Taten im 2017! Das was ich und meine Kolleginnen und Kollegen beim SBK bereits gut machen, werden wir mit voller Kraft weiterführen- Dort, wo die Stimme noch zu leise ist, werden wir zulegen. Denn ja, ich glaube an die Pflegenden und weiss, dass sie unentbehrlich sind. Deshalb will der SBK sie mit der Volksinitiative stärken, damit sie ihre starke Pflege zu Bedingungen leisten können, die sie mit Freude und Stolz lang im Beruf zu halten vermögen.

 

Es ist schön, dass Sie als Pflegehexe mitmachen! Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung und ich hoffe, dass wir alle gemeinsam viele kräftige Stimmen zum Mitmachten gewinnen, damit die Pflege laut und deutlich vernommen wird – im Interesse einer starken Pflege für Patientinnen und Patienten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Festtage und einen starken Start ins 2017.

 

Ihre Helena Zaugg