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Kapitel 10

Bild: Yentl Fasel
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Fay ist sauer. Nein, sauer trifft es nicht im Geringsten. Wütend, stinkwütend. Wie kann er es wagen! Er weiß, wie gefährlich dies für Ila sein könnte. Aber dieser selbstgerechte Idiot denkt wohl keine Sekunde an seine Schwester. Am liebsten würde Fay ihm seinen gottverdammten Arsch aufreißen. Das ist aber nicht ratsam. Sie weiß genau, wie das enden würde. Präziser ausgedrückt, wer in wem enden würde. Und auch wenn es der beste Sex gewesen ist, den sie je in ihrem Leben gehabt hat, es wird sich nicht wiederholen. Seit jener Nacht und dem Sternenball hat sie ihn auf Abstand gehalten. Das ist ihr tatsächlich gelungen. Jedenfalls körperlich. Ihr Kopf scheint da absolut anderer Meinung zu sein. Und so ist Dorn der Mann ihrer Träume, im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Mal, wie er es nannte ist inzwischen verblasst. Den Rest erledigt Schminke. Dass sie es tatsächlich zugelassen hat, dass Dorn sie sozusagen markiert, bringt sie immer noch aus der Fassung. Fast so sehr wie die Tatsache, dass sie sich tatsächlich nach ihm sehnt. Nach diesem absoluten Vollpfosten! Sie weiß, eine Berührung von ihm und sie ist ihm wieder verfallen.

Deshalb wird sie sich nicht hinreißen lassen und ihm ihre Meinung geigen, obwohl sie die größte Lust dazu hätte. Also eigentlich würde sie ihm am liebsten eine reinhauen. Fay schnaubt. Nein, sie wird sich jetzt abreagieren. Sie ist schon gelaufen, lange und weit. Aber offensichtlich reicht das nicht. Noch immer kocht Fay vor Zorn. Weshalb sie nun die Glastür des kleinen Trainingscenters in der Nähe ihres Zuhauses aufreißt. Es ist ein Ableger von Dorns Kette. Fay trainiert ausschließlich hier. Nicht im großen Zentrum, genannt die Zentrale, wo auch Dorns Büro ist. Das hat sie schon immer so gehalten. Fay mag das große Zentrum nicht. Auch, weil da die meisten Krieger trainieren, was zwangsläufig noch mehr Männer und Magier, die sich präsentieren wollen, anzieht. Ein einziges Machogehabe und darauf steht Fay überhaupt nicht. Außerdem hasst sie es, wenn sie während des Trainings auch noch taxiert wird. Ihre Begeisterung für Krafttraining und die ganzen Geräte im Center ist ohnehin nur begrenzt. Aber um Dampf abzulassen, erscheint ihr das Ganze im Moment sehr geeignet. Fluchen und Gewichte stemmen, das braucht sie jetzt. Fay schiebt ihre Mitgliederkarte in den dafür vorgesehenen Schlitz des Drehkreuzes am Eingang. Nichts passiert. Das Gerät spuckt die Karte einfach wieder aus. Irritiert blickt Fay auf das Gerät und dann auf ihre Karte. Was ist denn jetzt los? Sie will es gerade nochmals versuchen, als Luc, der Geschäftsführer, zu ihr kommt. Der gute Luc wirkt anders als sonst. Der stets freundliche und fröhliche Magier scheint irgendwie nervös zu sein. «Fay, es tut mir leid. Ich habe Weisung von ganz oben bekommen, dass ich dich hier nicht mehr reinlassen darf», entschuldigt er sich. «Dorn!», knurrt Fay und muss alle ihre Selbstbeherrschung aufbieten, dass sie nicht irgendetwas in die Luft jagt. Sie kann das, schon als Junghexe hat sie das gekonnt. Und jedes Mal Hausarrest dafür gekriegt, wenn sie es gemacht hat. Luc, der ihren Ärger zu spüren scheint, stottert: «Du sollst in der Zentrale trainieren. Soll ich dir sagen.» Obwohl sie kurz vor dem Explodieren ist, tut ihr der arme Luc leid. Ihm ist sichtlich unwohl bei der Sache. Luc kann Dorn, der immerhin auch sein Boss ist, nicht den Gehorsam verweigern, das ist auch Fay klar. Und für Heimlichkeiten ist Luc einfach nicht gemacht. So zwingt Fay sich zu einem Lächeln. «Schon okay. Du kannst ja nichts dafür», sagt sie und verlässt das Center.

Noch immer wutschnaubend manifestiert sich Fay vor der Zentrale. Sie will jetzt trainieren. Und da das nur hier möglich zu sein scheint, eben hier. Dieser elende Idiot von Dorn wird sie nicht davon abhalten. Ihre Karte funktioniert hier tatsächlich. Und Fay ist völlig klar, dass Dorn wissen wird, dass sie hier ist. Wenn er nicht Luc angewiesen hat, ihm sofort Bescheid zu geben, wenn sie bei ihm aufkreuzt, wird er ganz bestimmt mitbekommen, wenn sie hier eincheckt. Doch das wird ihm nicht nützen. Fay wird ihm und sich selbst beweisen, dass sie ihm durchaus widerstehen kann. Von diesem Idioten wird sie sich jedenfalls nicht manipulieren lassen. In absolut mieser Stimmung geht Fay wenig später von der Garderobe in Richtung Kraftraum. Noch bevor sie diesen erreicht, läuft sie auch schon Kai, Dorns Stellvertreter in die Arme. «Nachricht vom Alpha, du sollst in den privaten Räumen trainieren», erklärt dieser und will Fay sogleich den Weg weisen. Doch sie blitzt ihn nur wütend an. «Nachricht an deinen Alpha: Leck mich!», faucht sie und schlüpft unter ihm weg in den Kraftraum.

 Es ist keine gute Idee gewesen, ihm auf diese Weise zu antworten. Dorn wird dies als Herausforderung auffassen. Und er wird sie ganz gewiss nicht auf sich sitzen lassen. Doch Fay hasst nichts mehr als jemand, der versucht, sie zu beherrschen. Nichts macht sie rasender. Vor allem, wenn es ein Magier ist. Noch dazu ein Krieger. Sie kann dieses Dominanzgehabe einfach nicht ab. Sie ist kein kleines schwaches Frauchen, das sich herumschubsen lässt. Sie ist Fay Morigon, Hexe und Heilerin. Das war sie schon immer und das wird sie auch immer sein. Ihr ganzes Leben ist genau darauf ausgerichtet. Auch dass sie jetzt hier an diesem Gerät sitzt, dessen Namen sie nicht aussprechen kann, und ihre Rücken- und Schultermuskulatur trainiert, hat letztlich nur damit zu tun. Die Arbeit in den Katakomben ist hart. Ein trainierter Körper deshalb absolut von Vorteil. Sie trainiert auch den Nahkampf, jedoch nicht so wie jene, die in den Ring wollen. Fay geht es einzig darum, sich verteidigen zu können. Kämpfen um des Sieges willens ist ihr fremd

Bild:Shotshop
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Fay merkt es an den Leuten um sie herum, dass die Stimmung wechselt. Kurz zuvor waren noch Konzentration und ein wenig Leiden die vorherrschenden Emotionen. Nun werden sie abgelöst von Nervosität, Bewunderung und etwas Furcht. Dorn ist im Raum. Das weiß Fay ganz sicher. Und sie erkennt, dass er in ihrem Rücken ist. Sein bohrender Blick ist allein auf sie geheftet. Fay reagiert nicht auf ihn. Obwohl Dorn genau weiß, dass sie ihn wahrgenommen hat. Verdammte eigensinnige Hexe! Dorn hat geglaubt, dass mit der Nacht, die sie zusammen verbracht haben, sein Begehren gestillt wäre. Diese Annahme war falsch. Er kann sie nicht vergessen. Diese widerspenstige Hexe, die er dann doch noch bekommen hat, will ihm einfach nicht aus dem Sinn. Alles hat er darangesetzt, um sie wieder zu sehen. Doch sie ignoriert ihn geflissentlich. Auch jetzt tut sie so, als wäre er gar nicht da und wieder hat sie ihm nicht gehorcht. Dorn betrachtet die rothaarige Hexe vor ihm. Ihre Bewegungen sind fließend und geschmeidig. Ihr Rücken und ihre Schultern trainiert, jedoch nicht übermäßig muskulös. Dorn erinnert sich daran, wie sie sich angefühlt hat. Unter ihm, um ihn. Erinnert sich an ihr Stöhnen und wie sie seinen Namen geschriehen hat. Eigentlich hat Dorn geglaubt, dass er ihr klar gemacht hat, wer von ihnen beiden das Sagen hat. Offenbar hat sie es nicht begriffen. Für ihre Frechheit wird sie bezahlen und zwar jetzt.

Fay, die seinen Blick und ebenso seine Begierde spürt, schnappt nach Luft. Darauf ist sie nicht gefasst gewesen. Mit einer fließenden Bewegung setzt Dorn sich einfach hinter sie. Sie fühlt seinen harten Körper hinter sich und seine Zunge leckt über ihren Nacken. Lust flammt in ihr auf, lodernd, alles verzehrend. Mit aller Macht versucht Fay, sich zu beherrschen und ihre Reaktion vor ihm zu verbergen. Er schlingt seine Arme um ihre Taille und zieht sie noch näher zu sich. «Kannst du haben», raunt er ihr ins Ohr und antwortet so auf die Nachricht, die sie ihm überbringen ließ. Sie muss von ihm weg. Schnell! Sonst wird sie ihm wieder verfallen. Der Versuch aufzustehen misslingt. Seine stahlharten Arme hindern sie daran. Er packt ihre Handgelenke und fixiert sie. Mit allen ihr bekannten Tricks versucht Fay, sich zu befreien. «Du solltest in die privaten Räume. Und genau da werde ich dich hinbringen», eröffnet er ihr. «Wozu?», entgegnet sie. Federleicht gleiten seine Lippen von ihrer Wirbelsäule hinauf zu ihrem Nacken. Genau an der Stelle, wo ihr Hals in die Schulter übergeht, saugt er sich fest. Fay kann nicht verhindern, dass Schauer über ihren gesamten Körper rasen. Und auch wenn sie feststellt, dass Dorn sie gerade wieder markiert, macht sie das doch einfach nur noch heißer. «Du kannst wählen. Entweder du gehst zu Fuß oder ich trage dich dorthin», meint Dorn ungerührt. «Du gottverdammtes Arschloch!», flucht sie. Niemals würde sie sich die Blöße geben und sich wie eine Trophäe von ihm hier wegtragen lassen. Denn auch wenn alle um sie herum sehr beschäftigt tun, die Blicke sind nur auf sie gerichtet. «Also was ist jetzt, meine Hexe. Gehen oder Tragen?», fordert er sie auf. Fay hört auf, gegen ihn zu kämpfen. Sie tut sich damit ja nur selbst weh. Und eigentlich steht sie nicht auf Schmerzen. «Gehen», knurrt sie. Dorn hält ihre Handgelenke fest im Griff, als er sich mit ihr zusammen erhebt. Sein Griff bleibt weiterhin eisern, als er sie den Gang entlang führt. 

Bild:Shotshop
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Der Raum ist vollständig mit Matten ausgelegt. Hier wird Nahkampf trainiert, erkennt Fay. Erst als die Türe verschlossen ist, lässt Dorn sie los. Wutentbrannt wirbelt sie herum und will ihm eine Ohrfeige verpassen. Natürlich ist Dorn schneller. Er blockt ihren Schlag ab, drückt Fay so weit nach hinten, dass sie das Gleichgewicht verliert und wischt sie von den Füßen. Hart landet sie auf dem Rücken. Noch ehe sie begreift, was mit ihr geschieht, hat er schon die Kleidung von ihrem Körper entfernt und senkt seinen Kopf zwischen ihre Beine. Unerwartet sanft gleitet seine Zunge von der Innenseite ihres Oberschenkels zu ihrer Mitte. Fay kann nicht anders, sie wölbt sich dieser begnadeten Zunge entgegen. Diese findet auch schon bald ihr Zentrum. Quälend und drängend leckt Dorn die sich unter ihm windende Hexe. Schon einmal hat er genau das getan. Allerdings nur über ihrer beider Geist. So berauschend das auch gewesen ist, das hier ist um so vieles besser. Sie so zu verwöhnen und zu spüren, wie sie Stück für Stück die Kontrolle verliert, es gibt nichts Vergleichbares. Nichts, was ihn mehr erregt. Er umfasst ihre Hüften und versenkt seine Zunge in ihr. Fay beginnt zu keuchen. Seiner Attacke hat sie nichts mehr entgegen zu setzen. Sie ist verloren. Verloren in ihrer eigenen Lust. Und sie wehrt sich auch nicht mehr dagegen. Wenn sie es schon nicht verhindern kann, will sie es wenigstens genießen. Fay schiebt eine Hand in seine blonden Haare und zieht ihn näher an sich heran. Als Dorn ihre Hingabe realisiert, lässt er ihre Hüften los und legt einen Daumen auf ihre Klitoris. Unaufhörlich reibt er diese, während er sie weiter mit seiner Zunge verwöhnt. Es dauert nicht lange und Fay kommt. Unwillkürlich schreit sie dabei seinen Namen.

Noch während ihr Innerstes von den Wellen ihres Orgasmus erschüttert wird, dreht Dorn sie um. Er schiebt sie auf ihre Knie und stellt sie dann auf alle Viere. «Meine Hexe», stöhnt er, als er tief in sie eindringt. Endlich! Endlich füllt er sie aus. Das ist die Reaktion von Fays Geist und Körper. So sehr hat sie sich nach ihm gesehnt. Dorn schlingt seinen Arm um sie und beginnt, hart in sie zu stoßen. Beide schreien laut auf. Die Begierde nacheinander ist unbeschreiblich. Fay ist einfach perfekt. Sie nimmt ihn in sich auf, seinen harten Schwanz ebenso, wie sein dominantes Wesen. Nein, sie gibt sich selbst nicht auf, sie unterwirft sich ihm nicht. Stattdessen nimmt sie es einfach an und setzt ihm ihre eigene Kraft, ihr Feuer und ihre Lust entgegen. Mit einem lauten Schrei, der die ganze Halle erbeben lässt, kommen Fay und Dorn gleichzeitig.

Dorn lässt Fay auf den Boden gleiten und bedeckt sie dann mit seinem Körper. Im Wissen, dass sie sich nicht an seinem Gewicht stört. «Heute bleibst du bei mir», bestimmt er. Fay wehrt sich nicht dagegen. Auch wenn sie gerade etwas erschöpft ist, sie will mehr. So lässt sie auch zu, dass er sich mit ihr zusammen nach oben auf sein Bett manifestiert und sie dort noch mehrere Male dazu bringt, seinen Namen zu schreien.

«Welchen Magier muss ich beiseite räumen, damit du aufhörst?», fragt Dorn und Fay zuckt zusammen. Beide liegen sie schwer atmend nebeneinander, unmittelbar nachdem sie es bereits zum ungefähr vierten Mal, keiner von ihnen hat mitgezählt, miteinander getrieben haben. «Womit aufhören?», fragt sie zurück. «Dich mir zu entziehen», antwortet Dorn. Sie fühlt seine Frustration darüber, dass sie alles versucht hat, ihm nicht wieder zu verfallen. «Du weißt, dass es niemanden gibt», sagt sie und dreht sich von ihm weg. «Dann lass es, Fay. Es ist zeitraubend, dich ständig einzufangen», beklagt er sich. Genervt fragt sie zurück: «Warum tust du es dann?» Er könnte sie ja einfach in Ruhe lassen. Sie hat ihn nicht darum gebeten. Dorn packt sie an der Schulter und dreht sie auf den Rücken. Noch ehe sie reagieren kann, ist er bereits zwischen ihren gespreizten Beinen. Aufreizend reibt er seinen harten Schwanz an ihrer Pussy. Fay fühlt, wie sie augenblicklich für ihn bereit ist, und keucht auf. «Darum!», knurrt er an ihren Lippen und küsst sie. Ihre Zungen umspielen einander, kämpfen um die Oberhand. «Hör auf, dich mir zu entziehen. Ich weiß, dass du mich genauso willst», fordert er ein weiteres Mal. Fay stöhnt leise und wölbt sich ihm entgegen. Denn noch ist er nicht in sie eingedrungen, obwohl Fay gerade an nichts anderes denken kann. Sie will ihn in sich spüren, groß, hart und heiß. Als Fay versucht, an ihn heranzukommen, zieht Dorn sich ganz von ihr zurück. «Was willst du denn?», wimmert Fay. «Ich will, dass du uns beiden gibst, was wir wollen. Sex. Nicht mehr und nicht weniger. Du brauchst das. Genauso wie ich.» Fays braune Augen funkeln ihn an. «Die Tatsache, dass wir Sex brauchen, bedeutet noch lange nicht, dass wir das gemeinsam tun müssen», erwidert sie. Bestrafend reibt er ihre Klitoris, bis Fay sich hilflos stöhnend unter ihm windet. «Es heißt genau das», berichtigt er sie. «Du bist ein dominanter, selbstgerechter unbeherrschter Idiot», keucht sie. Er grinst nur. «Aber du hast den Sex deines Lebens mit mir. Und weißt du, meine Hexe, du nervst mich unglaublich, mit deinem Widerstand, aber noch nie habe ich besseren Sex gehabt. Weil du mich aushältst. Weil du das aushältst.» Mit diesen Worten rammt er sich mit seiner ganzen Länge in sie, bewegt sich aber nicht. «Du hältst es nicht nur aus, du genießt es sogar», meint Dorn, als er fühlt, wie ihre inneren Muskeln sich um ihn zusammenziehen und sie sich ihm wieder stöhnend entgegen wölbt. Fay ist verloren. Dorn hat es richtig erkannt: Der Sex mit ihm übertrifft alles, was sie bisher erlebt hat. Aufbegehrend windet sie sich unter ihm. Dorn fasst ihre Handgelenke und fixiert sie über ihrem Kopf. «Es ist doch ganz einfach, meine Hexe, du willst mich und ich will dich. Warum sollten wir einander nicht geben, was wir brauchen?» Eigentlich müsste sie sich jetzt weiter zur Wehr setzen. Schließlich lässt sich eine anständige Frau nicht auf eine Beziehung ein, die ausschließlich auf Sex basiert. Doch Fay hat sich noch nie dafür interessiert, was anständig ist und was nicht. «Ich werde deine Einladungen annehmen, wenn sie von dir kommen und als solche ausgesprochen sind», erklärt sie nun würdevoll. So würdevoll ihr das möglich ist, mit seinem Schwanz in sich. Aufreizend langsam beginnt er, sich in ihr zu bewegen. «Und jetzt gib mir, was ich brauche», fordert sie. Dorn behält das Tempo bei, bis sie leise wimmert und sich gegen seinen Griff wehrt. Er macht sie einfach wahnsinnig. Wahnsinnig mit seiner Dominanz und wahnsinnig vor Lust. «Schwör, dass du dich mir nicht mehr entziehen wirst», verlangt er. «Mistvieh!», kreischt sie. Wieder hört er auf, sich zu bewegen, senkt seine Lippen auf ihre Brust und beginnt diese mit der Zunge zu reizen. So lange, bis Fay glaubt, den Verstand zu verlieren. Um sie herum gibt es nichts mehr. Nur ihre Begierde, ihr pochendes Zentrum und den Mann über ihr, der ihr die Erlösung verwehrt. Fay weiß, er wird es weiter tun, wenn sie ihm nicht gibt, was er will. Auch wenn sie ihm eigentlich schon zugestanden hat, was er verlangt. Dorn wird nicht nachgeben. Verhandlungen sind folglich zwecklos. «Ich schwöre, ich werde mich dir nicht mehr entziehen.» Ihre Stimme ist nicht mehr als ein atemloses Keuchen. Aber es reicht. Dorn lässt ihre Handgelenke los, umfasst stattdessen ihre Hüften. Endlich beschleunigt er das Tempo seiner tiefen Stöße. Gemeinsam lassen sie sich von der Lust wegtragen und geben sich gegenseitig, was sie brauchen. Härter, schneller, tiefer und absolut erbarmungslos. Mit seinem Namen auf den Lippen kommt Fay und Dorn folgt ihr dicht darauf.

«Dorn, die Katakomben sind tabu», definiert Fay die Grenzen, als sie sich etwas erholt hat. Wieder liegt sie unter ihm, einfach weil sie das mag. Fay liebt es, seine Kraft über sich zu spüren. Und ja, der Mistkerl weiß das natürlich schon. Sanft küsst Dorn ihren Nacken, dass sie erschauert, dann beißt er sie leicht, was sie lustvoll aufstöhnen lässt. «Damit kann ich leben», lenkt er ein und versenkt seinen Finger in ihr. Fay ist Sein und sie weiß es, das ist alles, was er will. 

Bild:Shotshop
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Tief in ihrem Inneren ist Ila klar, dass sie direkt auf ihre ganz persönliche Katastrophe zusteuert. Von zwei Kriegern der Dark Crow flankiert, geht sie hinter Dorn und Rafe auf den Ring zu. Der schwarze Kapuzenumhang schützt sie nur wenig vor den überkochenden Emotionen. Heute ist Meisterkampf und folglich die Cumbatsidat bis auf den letzten Platz besetzt. Mit weichen Knien folgt Ila den Gangmitgliedern. Der Jubel der Fans ist ohrenbetäubend und übertönt beinahe die leicht pathetische, aber nicht minder aggressive Musik der Dark Crow. Kaum ist diese verstummt, schnappt sich Dorn bereits das Mikrofon. «Einer der besten Krieger der Dark Crow hält den Meistertitel!», brüllt er hinein und die Menge tobt. «Das ist so, und das wird so bleiben», führt er weiter aus. Wieder ertönt Beifall. «Eine Ultimstar zu gewinnen, ist Zufall. Mehr kann ein gottverdammter Black Wolves nicht», provoziert Dorn. «Mir ist klar, Cael Vandorra ist dumm genug, sich etwas anderes einzubilden. Sag nicht, du wärst nicht gewarnt worden, Vandorra! Die Dark Crow sind schließlich fair.» Die ebenfalls in der Cumbatsidat befindlichen Fans der Black Wolves schreien Dorn förmlich nieder. Dieser lässt sich aber nicht beeindrucken. «Und weil wir fair sind, lasse ich dich jetzt auch wissen: Meine geliebte Schwester erweist mir und Rafe die Ehre der Solidaservet.» Mit diesen Worten öffnet er Ilas Umhang. Sie steht in der traditionellen Robe der Dark Crow, einem schwarzen Samtkleid, da. Nun steht die Cumbatsidat endgültig Kopf. Eine Solidaservet wird nur sehr selten von Heilern geleistet. Es ist die vollständige Konzentration der Heilkraft auf den Kämpfer im Ring. Überraschung, Begeisterung, Wut schwappen über die Gruppe im Ring hinweg. «Kleine Schwester, sprich den Segen für Rafe!» Wenn es nicht Rafe wäre, der heute Nacht gegen Cael in den Ring steigt, hätte Ila Dorns Ansinnen vielleicht ablehnen können. Doch von all den Kriegern der Dark Crow gehört Rafe zu den wenigen, die Ila mag. Sie ist mit ihm zur Schule gegangen. Stets ist er freundlich zu ihr. Rafe ist ein stiller Mann. Einer, der Frauen beschützt und sie mit Respekt behandelt. Ila tut das hier auch für ihn, nicht nur für ihren Bruder Dorn. Leise spricht Ila die geforderten Worte. «Nun, Vandorra, du Stinker, bist du noch Magier genug, um gegen Rafe anzutreten?», fragt Dorn selbstgefällig. Caels Antwort klingt wie ein Grollen aus den Lautsprechern: «Dorn, du bist ein ekelerregender hinterhältiger Mistkäfer. Und du, Rafe ein elender Hurensohn. Eure Tricks werden euch nichts nützen. Denn nach diesem Kampf wird der Meistertitel mir gehören!» Kaum hat er die Worte fertig gesprochen, erklingt auch schon das durchdringende Heulen eines Wolfs und die treibende Musik der Black Wolves. Dorns Provokation ist beantwortet. Zusammen mit Dorn stellt sich Ila außerhalb des Rings auf. Die aufkommende Übelkeit drückt Ila weg.

Betont langsam und beherrscht betritt Cael den Ring. Seine Füße berühren kaum den Boden, als Rafe sich bereits auf ihn stürzt. Mit einer Drehung kickt er Cael gegen die Knie, der kurzzeitig das Gleichgewicht verliert. Sofort will Rafe nachlegen und zielt diesmal mit dem Fuß gegen Caels Hals. Doch Cael reagiert und packt diesen. Das Knacken des Knochens ist eklig, als er Rafe den Fuß herumdreht. Unsanft landet Rafe mit dem Gesicht voran auf der Matte. Ein dumpfer Schmerz erfasst Ila. Er kommt von Rafe. Dieser Schmerz ist es, der Ilas Empathie erwachen lässt und somit auch das Licht der Heilung in ihr bildet. Mit geschlossenen Augen konzentriert Ila sich auf Rafe und die Verletzung, die ihm soeben zugefügt wurde. Diese Art von Heilung hat nichts mit jener in den Katakomben zu tun. Sie ist unspezifisch und weniger wirkungsvoll. Sie verringert in jedem Fall die Schmerzen und gibt dem Krieger Kraft. Silbernes Licht leuchtet für einige Sekunden aus Rafes Körper auf und sammelt sich in seinem Fuß. Die Verbindung zwischen Rafe und Ila besteht. Es gelingt Ila, in dieser kurzen Zeit Rafes Verletzung weitgehend zu heilen. Eine flüchtige, aber heftige Welle von Wut überschwemmt Ila und raubt ihr den Atem. Sie weiß, das ist Cael.

Rafe kann Caels nächstem Tritt ausweichen und richtet sich auf. Noch ehe er ganz auf den Beinen steht, springt Cael ihn beide Füße voran an. Cael trifft genau in die Magengrube. Wieder setzt Ila ihre Kraft ein, was Rafe zumindest auf den Beinen hält. Wütend funkelnde silberne Augen fixieren Ila. Sie kann Caels Aggression spüren. Noch immer tut er nichts, um Ila, an dem, was sie tut, zu hindern. Auch die Verbindung zu ihr nutzt er nicht. Im Gegenteil, Ila hat das Gefühl, dass Cael sich von ihr zurückzieht. Nur den Bruchteil einer Sekunde später, wird Ila klar, warum er das tut. Es scheint, als habe Cael eine Bestie in sich losgelassen. Schon immer ist er ein Krieger, der auf Geschwindigkeit setzt. Seine Aktionen sind jetzt jedoch so schnell, dass allen der Atem wegbleibt. Jede einzelne ist gezielt und mit tödlicher Härte ausgeführt. Rafe, selbst eigentlich ebenfalls ein temporeicher Kämpfer, hat nicht den Hauch einer Chance gegen den völlig entfesselten Alpha der Black Wolves.

Als Cael wieder Rafes Flanke attackiert, spürt Ila, wie ausgelaugt sie bereits ist. Während Ila versucht, Rafe noch weiter zu heilen, läuft sie Gefahr, auch ihre letzte Kraft herzugeben. Ein dumpfer Schmerz pulsiert in ihr. Es sind Rafes Verletzungen, die sie über die Verbindung zu ihm spürt. Ila ist übel und sie ist so müde, dass sie glaubt, im Stehen einschlafen zu können. Ihre Atmung wird unregelmäßig, sie hat das Gefühl, sich sehr darauf konzentrieren zu müssen, dass sie nicht plötzlich einfach damit aufhört. Mit gespreizten Beinen steht Cael über dem geschlagenen Rafe. Die ganze Cumbatsidat hält den Atem an. Wird Cael beidfüßig auf seinen Bauch springen? Grundsätzlich wäre das ein Overkill, denn Rafe rührt sich nicht mehr. Damit hat Rafe den Kampf und auch den Titel verloren, das steht fest. Ila ist die Letzte, die noch etwas daran ändern könnte. Und doch will sie ihn nicht einfach aufgeben und im Stich lassen. «Ila, lass ihn ganz los. Wir holen dich runter.» Fays klare Stimme erfüllt ihren Geist und die Entschlossenheit aller Heilerinnen und Heiler der Katakomben hüllen sie ein. Sie fühlt deren Freundschaft und die ehrliche Sorge um sie. Der Sog, der ihren Ortswechsel anbahnt, baut sich unaufhaltsam auf. Wie durch Nebel hört Ila den Sprecher der Cumbatsidat verkünden: «Der neue Meister der Cumbatsidat ist Cael Vandorra, Alpha der Black Wolves.» Es ist vorbei.

Ila schließt die Augen und lässt den Ortswechsel zu. Weich landet sie auf einem Bett, dicke warme Decken legen sich auf sie. Sanftes Licht erfüllt sie, alles wird leicht. Ayla, sie hält sie. «Sie ist unverletzt. Nur erschöpft», hört Ila noch Lees Stimme, bevor sie sich in die Geborgenheit gleiten lässt.

 

©by Patricia Tschannen 2024

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